Wohnung im Ausland, Auslandssemester

Egal ob Wohnheim, WG oder eigene Wohnung im Ausland – irgendwo muss man während seines Auslandssemesters ja unterkommen. Das ist nicht unbedingt schwieriger als zuhause, aber es fühlt sich allemal so an. Wir wollen euch einige Tipps dazu geben, was ihr bei der Wohnungssuche beachten solltet und wie ihr ein WG-Zimmer, einen Wohnheimplatz oder eine Wohnung im Ausland finden könnt. Außerdem haben wir euch noch einige allgemeine Tipps zur Wohnungssuche zusammengestellt.

Was denn nun: Wohnheim, WG oder doch eine eigene Wohnung im Ausland?

Es kommt natürlich immer auf die individuellen Präferenzen an: Wohne ich gerne mit anderen zusammen oder brauche ich meine Ruhe? Möchte ich während meines Auslandsaufenthalts möglichst viele Leute kennenlernen und Freundschaften knüpfen oder mich aufs Studium konzentrieren?

Da man sein Auslandssemester nicht im ersten Semester antritt, haben viele schon Erfahrungen mit Wohnungssuche, WG-Leben & Co. Wenn man bis dato noch zuhause wohnt, sammelt man damit natürlich umso mehr neue Erfahrungen. Aber auch, wenn man normalerweise in einer Ein-Zimmer-Wohnung lebt, heißt das noch lange nicht, dass man nicht auch mal was Neues ausprobieren kann! Bei einem Semester ist die Verpflichtung nicht ganz so groß, wie zu Hause; schließlich ist das Ende so oder so absehbar.

Ja zum WG-Leben?

Nicht nur zuhause sind WGs eine tolle Möglichkeit, um Miete zu sparen und dabei zugleich neue Freundschaften zu schließen. Das ist natürlich nicht nur in Deutschland eine Option! Auch im Ausland sind WGs vor allem unter Studenten sehr beliebt und bieten Gaststudenten eine tolle Chance, um während ihres Auslandsaufenthalts internationale Freundschaften zu knüpfen. Aber ist das WG-Leben wirklich was für euch? Wir zeigen euch die Vor- und Nachteile.

Pro
  • Wenn man ein Auslandssemester macht, möchte man Erfahrungen sammeln. Das macht man natürlich am besten mit anderen zusammen! Mit ein bisschen Glück landet ihr in einer tollen multi-kulti WG und findet Freunde fürs Leben.
  • Auslandssemester, um die Sprache zu lernen – da möchte man natürlich nicht in einer WG mit drei anderen Deutschen landen. Wenn ihr die Chance habt, euch auf lokalen WG-Portalen umzugucken, findet ihr vielleicht eine WG mit “locals” und könnt so nicht nur eure Sprachkenntnisse verbessern, sondern einen authentischen Einblick in die Landeskultur bekommen.
  • Wer in ein Land zieht, dessen Kultur (und vielleicht auch Sprache) er nicht kennt, kann sich allein in einer Wohnung ziemlich übernehmen. Seien es Schwierigkeiten mit dem Vermieter oder Verständigungsprobleme mit den Handwerkern: In einer WG muss man sich diesen Herausfordrungen nicht allein stellen.
  • Mal ganz banal: Ein Zimmer kostet einfach weniger, als eine ganze Wohnung im Ausland. Ob es euch nicht anders möglich ist, oder ihr einfach etwas Geld an der Miete sparen wollt, um stattdessen mehr feiern gehen zu können – WGs kosten einfach nicht so viel.
Contra
  • Wenn man nach einer Wohnung im Ausland sucht – oder in diesem Fall eben einem Zimmer – hat man den Nachteil, dass man nicht mir nichts dir nichts zu einem Besichtigungstermin vorbeikommen kann. WG finden ohne WG-Casting? Ja, leider ist das meistens der Fall. Manchmal werden Zimmer einzeln vermietet – dann wisst ihr oft nicht, mit wem ihr eigentlich zusammenwohnen müsst. Andere schließen sich auch in Studentengruppen auf Facebook zusammen und suchen zusammen eine Wohnung. Ist natürlich viel Organisationsaufwand…
  • Erasmus bedeutet non-stop Party! Aber nicht für euch? Wenn ihr nicht wisst, wer mit euch zusammenwohnen wird, lauft ihr Gefahr in einer Party-WG zu landen, wo selbst bis 3 Uhr morgens Techno-Musik aus allen Boxen dröhnt, wobei ihr eigentlich nur schlafen wollt. Oder es ist umgekehrt: Ihr wolltet euer Auslandssemester so richtig genießen, müsst euch die Wohnung jetzt aber mit drei Spaßbremsen teilen.
  • Das Geschirr ist schmutzig, die Waschmaschine ist seit drei Tagen besetzt und der Abfluss ist mal wieder verstopft. Ob man in einer WG in Deutschland oder anderswo wohnt, einigen Dingen entkommt man gefühlt nie. Natürlich sind die Chancen auf miese Mitbewohner um einiges höher, wenn man sie vor Einzug nicht kennenlernen konnte…

Eine eigene Wohnung im Ausland?

Braucht ihr eure Ruhe und wollt auch beim Auslandssemester nicht darauf verzichten? Dann ist eine Single-Wohnung im Ausland vielleicht genau das Richtige für euch. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Das Auslandssemester praktisch alleine verbringen – wie soll man so Leute kennenlernen? Wir zeigen euch Pro und Contra.

Pro
  • Keine Frage: Eine eigene Wohnung im Ausland bringt viele Freiheiten mit sich. Man muss sich nicht auf den Lebensrythmus seiner Mitbewohner einstellen, hat immer seine Ruhe und bekommt keine passiv-aggressiven Blicke zugeworfen, wenn man mal das Geschirr in der Spüle stehen lässt oder früh morgens nach Hause kommt.
  • Auch die Wohnungssuche kann sich leichter gestalten. Zwar gibt es normalerweise mehr WG-Zimmer (oder WG-geeignete Wohnungen), als erschwingliche Singlewohnungen – allerdings ist die Wohnungssuche über Facebook und andere Portale oftmals leichter, wenn man nicht noch andere Leute berücksichtigen muss.
Contra
  • Ganz klar: Eine eigene Wohnung im Ausland ist im Normalfall deutlich teurer, als ein simples WG-Zimmer. Warum solltet ihr also so viel Geld für eine Wohnung zum Fenster rauswerfen, wenn ihr damit die Stadt erkunden könntet?
  • Im Ausland alleine wohnen? Nein, danke! Die meisten verschlägt es ins Ausland, weil sie neue Erfahrungen sammeln, eine neue Kultur kennenlernen oder ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten. Das alles geht natürlich viel besser zusammen! Um also das meiste aus seinem Auslandsaufenthalt rauszuholen, sollte man sich nicht alleine in seiner überteuerten Ein-Zimmer-Wohnung verbarrikadieren.

Oder doch lieber ins Wohnheim?

Eigentlich gibt es in allen Uni-Städten Studentenwohnheime – aber irgendwie sind die immer voll! Als Gaststudent hat man es da oftmals leichter, weil einige Universitäten für ihre Austauschstudenten extra Plätze freihalten, damit die sich nicht auf die komplizierte Wohnungssuche begeben müssen. Aber wäre das überhaupt was für euch? Das Auslandssemester im Wohnheim zu verbringen?

Pro
  • Keine Risiken, keine Wohnungssuche in einer fremden Sprache und keine Probleme mit möglichen Vermietern. Wenn ein Wohnheimplatz eine Option ist, macht das euer Leben deutlich leichter. Ihr müsst euch nicht mit schlecht übersetzten Mietverträgen rumschlagen und habt garantiert ein Dach überm Kopf.
  • Ihr spart Geld. Wohnheime sind normalerweise deutlich billiger, als Wohnungen oder gar WG-Zimmer. Vor allem in Städten wie Oslo kann das ein Segen sein. Das weiß auch die University of Oslo und garantiert daher Wohnheimplätze für alle Austauschstudenten – dabei solltet ihr die Frist natürlich im Auge behalten.
  • In Studentenwohnheimen wohnen oftmals Studenten verschiedener Länder und Kulturen zusammen. Ihr habt also die Möglichkeit, viele neue Kontakte zu knüpfen und um den Globus herum Freundschaften zu schließen.
Contra
  • Erfahrungen sammeln und endlich selbstständig werden! Aber wie passt das mit “Wohnheim” zusammen? Schließlich wird alles für einen übernommen und organisiert – manchmal gibt es sogar einen Reinigungsservice. Wer sich also ins “echte” Stadtleben stürzen möchte, ist im Wohnheim wahrscheinlich fehl am Platz.
  • Privatsphäre ade? Je nachdem, ob man sich den Wohnraum mit anderen teilen muss oder nicht, kann die Wohnheimsituation eher wie eine Zweck-WG wirken. Wie auch bei manchen WGs kann man sich die Mitbewohner nicht aussuchen. Mit grölendem Gelächter und nächtlichen Flurpartys muss man dann eben klarkommen – oder mitmachen.

Vorsicht ist geboten

Wenn ihr im Ausland eine Wohnung sucht, kann das manchmal ganz schön riskant sein. Wendet ihr euch an eine seriöse Wohnungsagentur vor Ort (hierzu fragt ihr am besten eure Koordinatoren der Gastuni), solltet ihr keine Probleme haben – abgesehen von den extra Kosten natürlich! Die meisten Studierenden haben aber keine extra Kohle für einen solchen Luxus und versuchen es daher auf anderen Wegen. Die meisten Städte haben Facebook-Gruppen, die als Wohnungsbörse dienen – manchmal auch explizit für Erasmus oder andere Austauschprogramme. Letztere sind daher auch oft gänzlich in Englisch. Das hat allerdings nicht nur Vorteile. Die Anbieter sind sich nämlich darüber bewusst, dass sie für die nichtsahnenden Ausländer die Preise in die Höhe treiben können. Vor allem in weniger reichen Ländern in Süd-, Ost- oder Zentraleuropa nutzen die Ortsansässigen gerne den relativen Reichtum der Westeuropäer aus (mit Ortsansässigen meine ich hier natürlich die Vermieter und große Immobilienbesitzer). Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Allerdings bedeutet das, dass ihr für den Komfort einer englischsprachigen Gruppe letztendlich höhere Mietpreise bezahlen müsst – das gilt normalerweise gleichermaßen für Wohnungen und WGs. Daher seid ihr natürlich stark im Vorteil, wenn ihr die Landessprache sprecht oder jemanden kennt, der/die dort wohnt, um euch etwas unter die Arme zu greifen.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sich Bekanntschaften vor Ort oftmals lohnen. Schließlich wollen (oder können!) nur wenige vor Beginn des Semesters mal eben in die Austauschstadt fahren, nur, um auf Wohnungsbesichtigung zu gehen. Aber wer würde in Deutschland einen Mietvertrag unterzeichnen, ohne die Wohnung im Ausland vorher gesehen zu haben? Die Wohnung könnte nicht nur anders aussehen, als auf den Bildern – im schlimmsten Fall existiert sie gar nicht! Dann hat man schon die Kaution und erste Monatsmiete bezahlt und findet nach der Ankunft bei Semesterbeginn raus, dass es die Wohnung gar nicht gibt. Dass man diesen Facebook-Gruppen oft ohne größere Probleme beitreten kann, ist für einen selbst ja ganz praktisch – leider finden so auch Schwindler und Betrüger ihren Weg in die Social-Media-Jobbörse. Wenn ihr nach einer Wohnung im Ausland sucht, solltet ihr also immer darauf achten, ob jemand

  • verdächtig viele Beiträge kommentiert,
  • ein richtiges Profil hat,
  • ungewöhnlich nett und zuvorkommend wirkt
  • und natürlich, ob andere Mitglieder bereits Warnungen in den Facebook-Gruppen gepostet habe
Was könnt ihr tun, um Betrug zu vermeiden?
  • Fragt nach Bildern und Videos von der Wohnung im Ausland
  • Ladet die Bilder bei Google hoch und guckt, ob die Person sie von anderen Websites gestohlen hat
  • Untersucht die Bilder auf Geo-Tags hin (also: Wo wurden die Bilder aufgenommen?)
  • Fragt nach einem Skype-Gespräch und bittet darum, eine “virtuelle Tour durch die Wohnung” per Video-Chat zu erhalten

Alternativen

Je nach Stadt ist es möglich, Wohnungen oder Zimmer auch kurzfristig zu finden. Vor allem, wenn man in einer WG wohnen möchte (oder aufgrund der Kosten gar keine andere Wahl hat) ist es natürlich schwierig, ohne vorherigen Kontakt die richtigen Mitbewohner zu finden. Also: erstmal ab ins Hostel. Mit Preisen zwischen (etwa) 10 bis 20€ pro Nacht, kommt ihr hier bei einem Monat auf 300 bis 600€. Bei längeren Aufenthalten gibt’s bei einigen Hostels auch Rabatt – am besten nachfragen!

Der Vorteil: Ihr riskiert nicht, einem Betrug zu erliegen, könnt die Leute in potentiellen WGs vorab kennenlernen und zu richtigen Besichtungsterminen gehen.

Der Nachteil: Ihr habt bei eurer Ankunft keine feste Bleibe und müsst euch das Zimmer mit anderen teilen.

Worauf solltet ihr also achten?

Informiert euch über mögliche Hostels und bucht (zumindest einige Nächte) rechtzeitig. Da Hostels viele Reisende und somit ständig wechselnde Gäste beherbergen, solltet ihr euch für ein Hostel entscheiden, bei dem ihr eure Wertsachen in einem Schließfach unterbringen könnt. Auch auf Wifi und sonstige “Luxus-Dinge” solltet ihr nicht verzichten – ich wisst erstmal nicht, ob ihr nur ein paar Tage oder ganze 4 Wochen hier verbringen werdet. Geld sparen ist wahrscheinlich immer die oberste Prioriät, allerdings heißt das nicht, dass ihr für ein, zwei Euro extra pro Nacht nicht ein deutlich besseres Hostel finden könnt, in dem ihr dann auch gerne den Beginn eures Auslandssemesters verbringt.

…und was mach ich mit meiner Wohnung zuhause?

Sofern es euch nicht für ganze 12 Monate ins Ausland verschlägt, wollt ihr eure Wohnung zu Hause vermutlich nicht aufgeben (je nach Wohnungslage, möchte man das selbst bei einem einjährigen Auslandsaufenthalt nicht). Um nicht mehrere Monate lang zwei Mieten zu bezahlen, solltet ihr euch nicht nur früh genug auf die Wohnungssuche im Ausland begeben, sondern außerdem eure Wohnung (oder euer Zimmer) rechtzeitig zur Untermiete zur Verfügung stellen. Bevor ihr euch allerdings daran setzt, eine grandiose Anzeige zu schreiben, solltet ihr es auf jeden Fall vorher mit eurem Vermieter abklären. Mit spezieller Genehmigung kann euer Vermieter nämlich überprüfen, wer beim Einwohnermeldeamt für diese Wohnung gemeldet ist. Findet er so heraus, dass ihr einen ungenehmigten Untermieter in der Wohnung habt, kann das richtig Ärger geben. Den Untermieter einfach nicht anzumelden, um dem zu entkommen, geht aber auch nicht. Zum einen kann der oder die das einfach selber machen, und zum anderen müsst ihr seit Ende 2015 als “Vermieter” eine Vermieterbescheinigung für das Einwohnermeldeamt bereitstellen. Erfolgt das nicht innerhalb von 2 Wochen nach Einzug, kann es Strafen in Höhe von 1000€ nach sich ziehen. Also, aufpassen! Seid außerdem bei der Kaution nicht “zu nett” – verlangt am besten das, was ihr eurem Vermieter auch zahlen musstet – wenn ein Schaden entsteht, bleibt ihr sonst schnell mal auf den Kosten sitzen.

Wofür ihr euch auch entscheidet, ihr werdet garantiert fündig. Am besten guckt ihr euch mal die Internetseite eurer Gastuni an – dort gibt es oft alle relevanten Infos. Falls nicht, könnt ihr dem dortigen International Office schreiben und fragen, wie man denn am besten an eine Wohnung, Zimmer, etc. kommt. Wenn ein Wohnheim eine Option für euch ist, solltet ihr keine Zeit verlieren, weil die Bewerbungsfrist dafür oft nicht allzu großzügig ist.

In unserem Magazin findet ihr weitere Infos rund ums Auslandsstudium. Wir wünschen viel Erfolg bei der Wohnungssuche und viel Spaß im Ausland!