Zum Erreichen weiterführender Berufsziele stellt ein Studium eine gute Grundlage dar. Bei vielen Studiengängen besteht die Allgemeine Hochschulreife, das Abitur, als Zugangsvoraussetzung. Für Menschen, die Ihre Schullaufbahn nach der 10. Klasse beendeten, ergibt sich die Frage: Ist Studieren ohne Abitur möglich? Obgleich das fehlende Abi den Zugang zu einer staatlich anerkannten Fachhochschule oder Universität erschweren kann, existieren Chancen für eine neue berufliche Zukunft.

Welche Voraussetzungen gehen mit einem Studium ohne Abitur einher?

Triffst du die Entscheidung, trotz fehlender Hochschulreife ein Studium anzugehen, erfüllst du im Vorfeld mehrere Bedingungen. Vor der Teilnahme an Eignungstests oder dem Direktstudium fordern zahlreiche Universitäten den Nachweis einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Des Weiteren belegst du deine zwei- bis dreijährige Erfahrung im Beruf. Abhängig vom jeweiligen Bundesland treten weitere Erfordernisse für den Zugang zum Studium ohne Abitur auf.

Studienfinanzierung für Studierende ohne Abi: Drei Wege führen an die Uni

Neben der Zugangsvoraussetzung für den anvisierten Studienplatz stellt dessen Finanzierung einen wichtigen Baustein deiner Planung dar. Die Studienkosten setzen sich aus zwei Kategorien zusammen: Ausbildungs- und Lebensunterhaltungskosten.

Die Kosten für Ausbildung gliedern sich in:

  • Einschreibe- und Verwaltungsgebühren
  • Semesterbeiträge
  • Beiträge für das Studentenwerk
  • Studiengebühren, sofern diese anfallen

Die Höhe dieser Ausgaben hängt von deinem gewählten Hochschulort und teilweise vom Studienfach ab. Bietet dieses eine gebührenpflichtige private Hochschule an, verlangt diese unter Umständen hohe Semesterbeiträge an.

Um diese Kosten zu stemmen, stehen drei Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung. Da jede Variante mit Vor- und Nachteilen einhergeht, hilft ein konkreter Vergleich. Bei einer der bekannten Förderungsformen für Ausbildung und Studium handelt es sich um das BAföG. Das Kürzel steht für das Bundesausbildungsförderungsgesetz, das in Deutschland die staatliche Unterstützung von Schülern und Studierenden regelt.

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit für deine Studienwahl stellen Bildungskredite dar. Neben staatlichen Förderungen bieten zunehmend private Banken entsprechende Finanzierungshilfen für Studierende ohne Abitur an.

Die dritte Alternative ist das Stipendium. Dieses kommt für ein Studium ohne Allgemeine Hochschulreife unter bestimmten Voraussetzungen infrage. Um dir bei der Auswahl eines Finanzierungswegs für deine Weiterbildung zu helfen, beleuchten wir die einzelnen Optionen.

BAföG – mit staatlicher Unterstützung zum Wunschstudium

Tauschst du deinen Arbeitsplatz gegen einen Platz im Hörsaal ein, verspricht dieser Schritt bessere Chancen für deinen beruflichen Aufstieg. Das wirkt sich langfristig positiv auf deine Verdienstmöglichkeiten aus. Schlägst du den dritten Bildungsweg ein, greift dir im Berechtigungsfall das Gesetz zur Ausbildungsförderung unter die Arme. In der breiten Öffentlichkeit existiert der Trugschluss, BAföG richte sich ausschließlich an Auszubildende. Jedoch erhalten auch Bewerber ohne Abitur unter bestimmten Voraussetzungen eine Studienförderung.

Eine Bedingung für die Unterstützung orientiert sich am Alter der Geförderten. BAföG bekommt grundsätzlich nur bewilligt, wer sein Studium vor Vollendung des 30. Lebensjahrs beginnt. Bei Masterstudiengängen verschiebt sich die Altersgrenze auf das 35. Lebensjahr. Allerdings bestätigen Ausnahmen die Regel. Diese greifen, wenn es sich um ein Studium ohne Abitur dreht. In dem Fall erhältst du die Studienförderung ohne Berücksichtigung des elterlichen Einkommens.

Mit einem Bildungskredit den Studienwunsch erfüllen

Die Zahl der Studierenden ohne Abitur steigt stetig. Im Jahr 2018 studierten in Deutschland 62.000 Menschen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung. Nicht für alle erweist sich BAföG als Studienfinanzierung als beste Wahl. Entscheidest du dich dagegen, deinen Studienwunsch mit staatlicher Förderung zu realisieren, kommt alternativ ein Bildungskredit infrage.

Allerdings richtet sich nicht jedes Kreditangebot an Studierende, sodass eine sorgfältige Auswahl der Kreditgeber Relevanz erhält. Damit du dich ohne finanzielle Sorgen auf dein Studium konzentrieren kannst, vergleichst du am besten vorab die Konditionen und Bedingungen zu Studien- und Bildungskrediten. Deutschlandweit existieren zahlreiche Anbieter mit diesem Fokus. Zu den bekanntesten Kreditangeboten gehört der KfW-Studienkredit. Bei diesem profitierst du von einer Auszahlung bis 650 Euro monatlich.

Des Weiteren stehen Angebote großer Bankhäuser und regionaler Institute zur Wahl. Neben hochschulspezifischen Bildungskrediten ergibt sich aus günstigen Abschlussdarlehen der Studentenwerke eine weitere Alternative. Bei allen Kreditangeboten zahlst du das geliehene Geld zuzüglich der Zinsen zu 100 Prozent zurück. Dabei spielt es keine Rolle, ob du das Studium erfolgreich abschließt.

Der Bildungskredit erweist sich als ein Baustein bei der Studienfinanzierung. Er dient dazu, dich während des Studierens oder einer Studienphase wie der Prüfungsphase finanziell und nervlich zu entlasten. Gedenkst du, einen übertriebenen Lebensstil zu finanzieren, suchst du dir andere Geldgeber. Bevor du dich für ein Kreditangebot entscheidest, steht die Suche nach vorteilhaften Konditionen im Vordergrund. Relevanz erhalten eine niedrige Verzinsung sowie flexible Rückzahlungsoptionen.

Staatliche und private Stipendien ebnen den Weg zum Studium ohne Abitur

Um die Kosten für den Studienplatz zu stemmen, ergibt es Sinn, sein Geld zusammenzuhalten. Gelingt es dir mit einer sparsamen Lebensführung nicht, finanziell für dein Wunschstudium aufzukommen, bietet sich ein Stipendium als Lösung an. Diese Form der Förderung zeigt sich speziell für Arbeitnehmer mit außerordentlicher Qualifikation interessant.

Das Aufstiegsstipendium vom Bund

Eine Variante besteht in einem staatlichen Aufstiegsstipendium. Neben Stipendien der Hans-Böckler-Stiftung handelt es sich in Deutschland um das einzige Förderprogramm, das sich explizit an Studierende ohne Abitur richtet. Einen entsprechenden Antrag stellst du beim Bundesministerium für Bildung und Forschung erfolgreich, wenn:

  • der Notendurchschnitt deiner Berufsausbildung mindestens bei 1,9 liegt
  • du mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nach der Ausbildung nachweist
  • du deinen ersten akademischen Grad an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule erwerben möchtest

Neben der sehr guten Benotung beweist du deine überdurchschnittliche berufliche Leistungsfähigkeit durch den Sieg eines überregionalen beruflichen Leistungswettbewerbs. Eine dritte Alternative stellt eine begründete Empfehlung deines Arbeitgebers dar.

Das Bewerbungsverfahren für ein Aufstiegsstipendium vom Bund gliedert sich in drei Stufen. Über einen Online-Fragebogen erfolgt die Prüfung, ob die Bewerber die Förderkriterien erfüllen. Sobald du diese Hürde meisterst, kommt ein webbasierter Kompetenz-Check auf dich zu. Dieser konzentriert sich auf die kognitiven Eignungsaspekte. Die Ergebnisse des Checks gelangen in eine Rangliste, sodass eine Auswahl der besten Bewerber erfolgt.

Diese erhalten die Einladung zu einem Auswahlgespräch, durchgeführt von geschulten Juroren mit Ausbildungs- und Berufserfahrung. Kommt diese Art der Förderung für dich infrage, bewirbst du dich frühestens ein Jahr vor Beginn deines Wunschstudiums für das Aufstiegsstipendium. Die letzte Möglichkeit für eine Bewerbung hast du vor dem Beenden deines zweiten Studiensemesters.

Das Stipendium fördert das Studium ohne Abitur an Universitäten und Fachhochschulen. Die Leistungen vergibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung für das Vollzeitstudium sowie das berufsbegleitende Studium. Die Höhe des Aufstiegsstipendiums pro Monat orientiert sich an den BAföG-Sätzen. Studierende in Vollzeit erhalten 853 Euro sowie Büchergeld in Höhe von 80 Euro. Für jedes Kind unter dem 14. Lebensjahr gibt es zusätzlich eine Kinderbetreuungspauschale von 150 Euro.

Entscheidest du dich für das Studieren neben dem Beruf, erhältst du im Jahr für Maßnahmenkosten bis zu 2.700 Euro. Bei dem Aufstiegsstipendium erfolgt die Förderung pauschal und unabhängig vom Einkommen. Im Gegensatz zum klassischen BAföG, das mit einem 50-prozentigen Darlehensanteil einhergeht, brauchst du das Stipendium nicht zurückzuzahlen.

Private Stipendien

Für den dritten Bildungsweg steht dir neben dem staatlichen Aufstiegsstipendium alternativ ein privates Stipendium offen. Entsprechende Förderungen vergeben private Stiftungen und Fördervereine, wobei sich wenige Angebote speziell an Studierende ohne Hochschulzugangsberechtigung wenden. Bevor du einen Stipendiumsantrag stellst, empfiehlt es sich, dich über die Förderungsvoraussetzungen zu informieren. Im Vergleich zur staatlichen Unterstützung existieren bei Stiftungen gravierende Unterschiede bei den Förderbedingungen.

Ein Beispiel für ein privates Stipendium für das Studium ohne Abitur stellt das Karl-Goldschmidt-Stipendium dar. Dieses vergibt die Goldschmidt-Stiftung in Essen, um Personen ohne Hochschulzugangsberechtigung den Zugang zu akademischer Bildung zu ermöglichen. Sie fördert das Studium in Vollzeit oder berufsbegleitend, wobei sich die Förderhöhe unterscheidet. Vollzeitstudenten erhalten monatlich 400 Euro. Die finanzielle Unterstützung für berufsbegleitende Studien beträgt im Monat 200 Euro.

Zunächst beschränkt sich die Förderdauer auf zwei Semester. Eine Verlängerung bis zum erfolgreichen Studienabschluss ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Beim Vollzeitstudium benötigst du pro Semester mindestens 24 ECTS-Punkte. Studierst du berufsbegleitend, brauchst du pro Studienhalbjahr zwölf ECTS-Punkte.

Des Weiteren stammen private Stipendien beispielsweise von konfessionsgebunden oder parteinahen Stiftungen. Diese Förderungen eignen sich für begabte Studenten, unabhängig von der Hochschulvoraussetzung. Allerdings existiert beim Großteil dieser Stipendien eine Altersgrenze von 30 Jahren.