Die größten Hürden im Jurastudium
Dass das Studium der Rechtswissenschaften zu den härtesten Studiengängen überhaupt zählt, haben wir schon in unserem Artikel Das solltest du vor dem Jurastudium wissen geklärt. Nichtsdestotrotz ist Jura einer der beliebtesten Studiengänge neben dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, der Medizin oder allgemein den Wirtschaftswissenschaften. Kein Wunder, denn der Arbeitsaufwand ist zwar enorm hoch, aber das Gehalt eines Juristen mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung liegt im Schnitt bei etwa 50.450 Euro. Ist man in einer größeren Kanzlei angestellt, reden wir von einem Bruttojahreseinkommen zwischen 63.000 und 68.000 Euro (Quelle: Gehalt.de). Das ist doch mal ein Wort. Und seien wir ehrlich – Jurist bzw. Rechtsanwalt sein, ist schon verdammt cool! (Zeigen uns zumindest zahlreiche Serien und Filme. Ich meine – seht euch Harvey Specter an!!)
Aber mal zurück zum Ernst des Lebens. Das Jurastudium ist verdammt hart. Beim Recherchieren für diesen Artikel, habe ich mehr als einmal gelesen, dass Jurastudenten ihr Studium abgebrochen haben oder mit einem Burn-Out im Krankenhaus gelandet sind. Gewisse Substanzen sollen in so manchen Kreisen auch dazu genutzt werden, dem Druck des Studiums standzuhalten. Festzuhalten bleibt also, dass du eine gewisse Stressresistenz mitbringen solltest und vor allen Dingen viel Durchhaltevermögen.
Aufbau des Jurastudiums
Nochmal kurz zum Aufbau des Studiengangs. Das Jurastudium ist in ein Grund- und ein Hauptstudium gegliedert. Das Grundstudium dauert meistens 4 Semester, das Hauptstudium sogar 5. In deinem Hauptstudium setzt du zusätzlich einen Schwerpunkt, dieser kann sich im Laufe deines Studiums aber auch noch verändern. Nach weiteren 5 Semestern Hauptstudium, vorausgesetzt du schaffst es in dieser Zeit, steht dir das erste Staatsexamen bevor. Hast du das bestanden, geht es erstmal 2 Jahre ins Rechtsreferendariat. In diesem Referendariat sammelst du praktische Berufserfahrung, entweder im Land- oder Amtsgericht, der Staatsanwaltschaft oder dem Strafgericht und dem Verwaltungsgericht oder in einer Behörde. Eine weitere Station darfst du dir selbst aussuchen. Nach diesen zwei Jahren Referendariat, folgt das zweite Staatsexamen. Hast du das erfolgreich bestanden, bist du (endlich!) Volljurist und kannst Berufe wie Richter, Anwalt oder Notar ergreifen. Aber auch nur mit dem ersten Staatsexamen kannst du ins Berufsleben starten. Das ist besonders passend, wenn du sowieso keinen rein juristischen Beruf ergreifen willst.
So. Und welche dieser gefühlt hundert Stationen ist jetzt die Schwierigste?
Hürde Nummer eins
Die erste große Hürde erwartet dich schon in deinem Grundstudium. Die sogenannten Zwischenprüfungen müssen absolviert und bestanden werden, um überhaupt weiterstudieren zu dürfen. Die Zwischenprüfungsklausuren werden in den drei großen Fächern Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht geschrieben. Dabei geht es darum, zu beweisen, dass du dich für das Jurastudium auch wirklich eignest. An den meisten Unis müssen die Zwischenprüfungen bis zum vierten Semester bestanden sein, sonst droht die Exmatrikulation und du bist für den Jurastudiengang in ganz Deutschland gesperrt. Als ganz besonders schwer gilt die Klausur im Öffentlichen Recht.
Hürde Nummer zwei
Hast du dein Grund- und Hauptstudium geschafft, wartet auch schon die nächste Hürde auf dich – und das ist die Allergrößte, die dir im Jurastudium bevorsteht (ohne dir Angst machen zu wollen!). Die Rede ist (natürlich) vom ersten Staatsexamen. Laut einer Studie, die im Jahr 2015 durchgeführt wurde, liegt die Durchfallquote bei 12.744 Teilnehmern bei 30,63%. Die Notenverteilung ist ähnlich. 25% schaffen ihre Prüfung mit „ausreichend“, 28% mit „befriedigend“. Gerademal 14% erhalten die Note „vollbefriedigend“ und 3% die Note „gut“. „Sehr gut“ schaffen nur 0,13%, also genau 16 Personen. Die Zahlen sprechen für sich. Die erste Staatsexamenprüfung kann nur ein weiteres Mal wiederholt werden. Einen sogenannten „Freischuss“, also dritten Versuch, erhältst du nur, wenn du vor Ablauf des 9. Semesters fertig bist.
Um dich auf dein Staatsexamen vorzubereiten, hast du die Möglichkeit an Repetitorien teilzunehmen. Diese werden entweder von deiner Uni angeboten (und sind damit kostenlos) oder du kannst private Repetitorien wählen. Diese können aber ganz schön ins Geld gehen. Der Vorteil an privaten Repetitorien ist, dass sie von Juristen oder Rechtsanwälten angeboten werden und du sehr praxisnah lernen kannst. Aber sie sind eben nicht ganz günstig. Eine andere Möglichkeit ist, den Stoff für dich alleine zu lernen, das muss man aber auch wollen. Gerade, wenn man Schwierigkeiten mit dem Stoff hat oder sich mit Organisation schwer tut, ist es ratsam ein Repetitorium zu besuchen.
Hürde Nummer drei
Die letzte große Hürde, die dir zum Titel des Volljuristen noch im Weg steht, ist das zweite Staatsexamen. Hier erwarten dich zum Teil neue Klausurtypen und neue Bereiche wie das materielle Recht und das Prozessrecht, die es zu beherrschen gilt. Es können bis zu 11 Klausuren geschrieben werden und dazu musst du noch eine mündliche Prüfung absolvieren. Die Note des zweiten Staatsexamen wird zudem von Arbeitnehmern stärker beachtet, als die vom ersten.
Fazit
Das waren jetzt wahrscheinlich viele Informationen, die alle nicht so leicht zu verdauen sind. Trotzdem solltest du, wenn es dein Traum ist, dich von all diesen Hürden nicht abhalten lassen. Ja, ein Jurastudium ist hart, aber mit viel Willensstärke und Durchhaltevermögen (auch ohne verbotene Substanzen!) machbar! Es geht auch nicht darum, dass du den perfekten 1,0 Notendurchschnitt hast. Vergleicht man die Entscheidungsmacht, die du zum Beispiel als Richter besitzt, ist es doch kaum verwunderlich, dass man zunächst so viele Stationen durchlaufen muss. Es lohnt sich auf jeden Fall! J
Für die Zeit während deines Jurastudiums können wir dir besonders den Blog von Juraindividuell ans Herz legen. Hier findest du zum Beispiel Tipps, wie du Lerntiefs in deinem Jurastudium überwindest.